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Zappanale 11 - 2000
Huldigende Demontage krönte Zappanale
Von PATRICK TIEDEBad Doberan (OZ) Und wieder waren sie alle gekommen: Musiker und Musikwissenschaftler, schlichte Fans und regelrechte "Zappaologen", Aussteiger und solche, die immer schon davon träum(t)en.
Wie im Vorjahr standen sie mitunter im strömenden Regen ohne wirklich nass zu werden, denn wer sich intensiv Zappaesken Klängen hingibt, erweckt zumindest äußerlich nicht selten den Eindruck, in höhere Gefilde zu entschweben.
Die elfte "Zappanale" zu Ehren des verstorbenen Meisters vor den Toren Bad Doberans bot in dieser Hinsicht nichts Neues, und dennoch stellte sie etwas Besonderes dar.
Nicht am ersten Festivaltag - da gab es "Hausmannskost", aber sehr gut angerichtet. Das "Arne Frukt Kvartet"erbrachte, einmal mehr den Nachweis, sich mit schlatwandlerischerSicherheit durch die progressiven Kompositionen des Vorbilds bewegen zukönnen. Dass die Schweden über das nahezu perfekte Kreieren deraltbekannten Songstrukturen manchmal die individuelle Notevernachlässigen, werten echte Fans als höchsten Grad der Authentizität,Kritiker mitunter auch als langweilige Selbstgefälligkeit.
Ein wenig ratlos mögen sie dann zunächst alle vor dem angekündigtenHöhepunkt des zweiten Tages gestanden haben. Ein DJ, mehrereSchlagzeuger, eine Sängerin - obwohl Gitarre, Saxophon und Bass auch"on stage" waren -; die Besetzung der Freiburger Formation "Beat the Boots" wirkte erfrischend unkonventionell.
Die Musiker ergingen sich in Huldigung und Demontage des Meisterszugleich: Angescratchte Plattenteller-Beats, gepaart mit martialischenGrooves vom E-Drum schufen die Basis für Improvisationen derSoloinstrumente. Insbesondere Saxophon und Gitarre "bewarfen" sich fastboshaft mit tonalen Zappa-Zitaten, die sich selbst einem stetigenEntfremdungsprozess zu unterziehen hatten, bis sie, zur Unkenntlichkeitmutiert, von den dröhnenden Beats aufgesogen wurden.
Ruhepol und Fixpunkt in dem konzertanten Urknallszenario war eineSängerin, die neben betörender Jugendhaftigkeit in der gesanglichenDarbietung über jene Prise Laszivität und Verruchtheit verfügte, derdie eigene Band und das Publikum letztlich erliegen mussten.
Sie krönte eine Darbietung, die Zappas Musik bewusst auf den Statuseiner bruchstückhaften Basis degradierte und sich letztlich nur nochdessen Methodik bediente. Dies machte "Beat the Boots" zum gewiss nicht unumstrittenen Höhepunkt der elften "Zappanale".
Erfolg der 11. Zappanale in Bad Doberan
BAD DOBERAN (VpB). Man kann 'es drehen wie man will, bei der 11. Zappanale bleibt die "1" vorn. Sollte man Noten vergeben, wäre diese in allem nur gerecht.
Ein buntes Völkchen aus aller Herren Länder versammelte sich am letztenJuliwochenende bei teils anhaltendem Dauerregen an der GalopprennbahnBad Doberan, um wieder eine geballte Ladung Zappa-Musik zu konsumieren.Der Geheimtipp von ARF-Society e.V., übrigens grandioser Organisator und Veranstalter, in keiner Weise die Vorträge des in München lebenden Jim Cohen zu den textlichen Inhalten der Musik von Frank Zappa zu verpassen, war goldrichtig.
Unbestrittener Höhepunkt des ersten Abends der Zappanale war der Auftritt des schwedischen Arne Frukt Kvartet.Hier reichte die Palette der Musik von "fast" originalgetreuerWerkinterpretation bis hin zu Stücken aus dem Zappa-Fundus in HeavyRock Manier.
Die Fans waren sich nach der von schmackhaften Früchten undlockeren Sprüchen garnierten Show einig, dass jede folgende Band andiesem Auftritt gemessen wird. DekaDance,schon seit 1985 durch ihren JazzRockstil und ihre teilweiseungezwungene Musizierweise bekannt, hatte es da mit ihrer total "freakout" Show schwer.
Fast unbemerkt von den über 300 angereisten Musikfreunden, eröffneten am Sonnabend die "Cruisin' for las Chickas Catolicas" aus Freiburg den zweiten Teil des musikalischen Reigen.
Vorrangige Bläsersätze dominierten, ähnlich dem Signal, nicht Teil 2 des Jim Cohen Vortrags zu verpassen. "Enema Bandits"aus Hamm ließen an diesem Abend keinen Zweifel aufkommen, in welcherRichtung sie Frank Zappa gern interpretieren. Spielfreude und HardRockbis zur letzten Note, schien das Erfolgsrezept zu sein, um den Fanseinzuheizen.
Die Zappanale wäre nicht jenes musikalische Treffen, gäbe es nicht alljährlich eine faustdicke Überraschung.
Diese schien in diesem Jahr dem Freiburger Frank Goos mit seinem Projekt "Beat the Boots" gelungen zu sein.
Mit acht Cheerleadern, einem DJ, diversen elektronischenPercussionsinstrumenten, einem exzellenten Schlagzeuger, Saxophon,Bassmann, Gitarre und einer mit großer Ausstrahlung agierendenSängerin, bildete dieses Projekt einen würdigen Abschluss der 11.Zappanale von Bad Doberan.
Selbst nach der 4. Zugabe, das eigene Repertoire war schonerschöpft, wollte das begeisterte Publikum die 15 Personen starkeTruppe nicht von der Bühne lassen. Stecker ziehen und Scheinwerfer aus,war das einzige Rezept, um ein Ende zu erzwingen.
Warum nicht.
Mit der alljährlichen Zappanale verfügt Bad Doberan über einekulturelle Veranstaltung, die weit über die Grenzen der Stadt, selbstüber die Grenzen Deutschlands bekannt wurde.
Das ist gut für die Stadt, die Region und die Musik von Frank Zappa.
Weiter so ?ARF-Society.
JB